Zur Person
Israel Kaunatjike 1947 geboren in Namibia, lebt seit mehr als 30 Jahren in Berlin und arbeitet als Bildungsreferent zu dem Schwerpunkt deutsche Kolonialgeschichte in Deutsch-Südwestafrika über die Zeit der Apartheid bis ins heutige Namibia.
Israel Kaunatjike 1947 geboren in Namibia, lebt seit mehr als 30 Jahren in Berlin und arbeitet als Bildungsreferent zu dem Schwerpunkt deutsche Kolonialgeschichte in Deutsch-Südwestafrika über die Zeit der Apartheid bis ins heutige Namibia.
Er setzt sich als Herero-Nachfahre und -Aktivist dafür ein, dass die deutsche Regierung Verantwortung für ihre Kolonialverbrechen im heutigen Namibia übernimmt.
„Zum Beispiel 1884: Diese Aufteilung Afrikas hat auch in Berlin stattgefunden und in den Sklavenhandel war Deutschland auch involviert. Also das heißt: Ein Denkmal ist sehr wichtig für die neue Generation, um sich zu informieren und vielleicht diese Fehler nicht noch einmal zu machen, die damals passierten.“
- ISRAEL KAUNATJIKE
„Zum Beispiel 1884: Diese Aufteilung Afrikas hat auch in Berlin stattgefunden und in den Sklavenhandel war Deutschland auch involviert. Also das heißt: Ein Denkmal ist sehr wichtig für die neue Generation, um sich zu informieren und vielleicht diese Fehler nicht noch einmal zu machen, die damals passierten.“
- ISRAEL KAUNATJIKE
Transkript
Welches Wort fällt Ihnen zum Humboldt Forum / Berliner Schloss ein?
Also für mich bedeutet Humboldt Forum Raub, Diebstahl und das heißt all diese Gegenstände, all diese Kulturgüter, die in diesem Museum sind, sind einfach auf betrügerische Art und Weise hierher nach Deutschland verschleppt worden und das heißt das ist einfach Diebesgut, nach meiner Meinung. Es ist bisschen radikaler gesagt, aber das ist für mich Diebesgut und die gehören nicht in dieses Museum, die gehören den Ländern aus denen sie stammen.
Glauben Sie, Deutschland sollte an die vom Genozid 1904-08 betroffenen und damals enteigneten Herero und Nama-Gemeinschaften Reparationen zahlen?
Ich finde das ist… das ist ein Muss, das heißt Deutschland ist verpflichtet nach all dieser Geschichte, dem Völkermord gegen die Hereros und Nama, Landraub, Viehraub, die Vertreibung von Menschen, finde ich, dass Deutschland verpflichtet ist, Reparationen zu bezahlen.
Glauben Sie, dass in Berlin ein zentrales Mahnmal und ein Informationszentrum zum Versklavungshandel / Kolonialismus / Rassismus errichtet werden sollte?
Ich finde, dass Denkmäler und überhaupt auch ein Informationszentrum zum Beispiel sehr sehr hilfreich sind und sowas gehört zu einer Aufarbeitung und einer Geschichte. Zum Beispiel diese Aufteilung Afrikas 1884 hat auch in Berlin stattgefunden und in den Sklavenhandel war Deutschland auch involviert. Also das heißt ein Denkmal ist sehr wichtig, damit sich die neue Generation dazu informieren kann und um vielleicht diese Fehler nicht noch einmal zu machen, die damals passierten.
Was sagen Sie zu den zahlreichen menschlichen Gebeinen aus dem Globalen Süden in deutschen Museumssammlungen?
Die Gebeine und Schädel, die hier in Deutschland in Museen oder Privatsammlungen sind, müssen unbedingt nach Namibia zurück. Also das gehört überhaupt nicht hierher, das ist menschenunwürdig und das ist… die Menschen haben eine… die müssen zuhause beerdigt werden. Also das heißt wir fordern, dass die Gebeine so schnell wie möglich nach Hause gebracht werden. Das ist unsere Forderung, die wir seit vielen Jahren fordern. Bis jetzt hatten wir zweimal Überführungen von Gebeinen und es sind noch viele hier in Berliner Museen. Und das finde ich wichtig, dass sie einfach wieder nach Hause kommen.
Für wie wichtig halten Sie die (gleichberechtigte und konzeptionelle) Beteiligung der Nachfahren Kolonisierter an Maßnahmen zur Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit (Reparationsverhandlungen, Museen, Ausstellungen, Schulbuchdarstellungen, Straßenbenennungen, etc.)?
Wie wir wissen gibt es jetzt Verhandlungen zwischen den zwei Regierungen, der namibischen und der deutschen Regierung. Und die Community, die Opfer Communities, die sind überhaupt nicht beteiligt oder sind ausgeschlossen. Das heißt die Namas und Hereros sind ausgeschlossen. Und sie repräsentieren über 95% der Opfer! Und das heißt das geht ohne uns über uns – gar nicht. Also das heißt das war eine Resolution im namibischen Parlament wo alle Parteien zugestimmt haben, 2006, dass die namibische Regierung nur als Schiedsrichter dabei sein soll und nicht als Hauptverhandler, Verhandlungspartner von Deutschland. Aber wie wir jetzt wissen, Namibia ist jetzt Befehlsempfänger von Deutschland und die lassen uns einfach draußen und wir werden gar keine Entscheidung, die diese zwei Partner treffen, ohne uns, wir werden es nicht anerkennen. Das heißt unser Kampf wird weitergehen.